Abwärme - einfach nutzen!

Fernwärme-Rohrleitungsbau im Wohngebiet: kurze Bauzeiten und schnelle Wärmelieferung

Zu unsicher, zu teuer - das lohnt sich nicht: so klingt ein häufiges Fazit, wenn es um die Nutzung von Abwärme geht. Ob als Nebenprodukt der Stromerzeugung oder notwendige Rückkühlung aus Industrieprozessen: ihre Verfügbarkeit ist meist nicht gesichert und damit fällt diese (kostenlose) Energiequelle für die weitere Nutzung meist schon aus. Ein Investitionsvorhaben wie z.B. ein Wärmenetz wird sich in der Regel wohl nicht auf eine solche Wärmequelle abstützen lassen.


Abwärme = Abfall? Das stimmt heute so allgemein nicht mehr. Die Rahmenbedingungen haben sich erheblich verändert, nicht zuletzt durch stark gestiegene Energiepreise. Wie eine erfolgreiche Nutzung aussehen kann und welche Dynamik sich daraus ergeben kann, zeigt der folgende Beitrag.


(Ab)wärme für mindestens 500 Wohneinheiten

Ein Beispiel für eine gelungene Abwärmenutzung ist eine Anlage zur Verstromung von Grubengas im nordrhein-westfälischen Herne. Während das Gas bisher mit seiner Verbrennung nur der Stromerzeugung diente und die Wärme ungenutzt blieb, konnte jetzt auf Grundlage meiner Planungen ein Wärmenetz errichtet werden. Es ersetzt im ersten Schritt für rund 500 Wohneinheiten die Wärme aus den bisherigen hauseigenen Gaskesseln durch umweltfreundliche Nahwärme. Die Entscheidung für „Friedrich der Grüne“, wie die Stadtwerke Herne AG ihr jüngstes Wärmenetz nennen, fiel noch vor der jüngsten Energiekrise. Schon damals haben sich viele KundInnen für das neue Angebot interessiert, doch die aktuellen Entwicklungen wirken wie ein Booster für die Zahl der neuen Hausanschlüsse.

Mehrgeschossiger Siedlungsbau im Gebiet des neuen Wärmenetzes

Abwärme nicht ohne „Plan B“ nutzen

Der Weg zur Investitionsentscheidung war auch hier von vielen Fragen begleitet. Was geschieht, wenn das Grubengas, das in vielen stillgelegten Bergwerken noch über viele Jahre gefördert werden kann, auf einmal versiegt, was, wenn sich nicht genügend Kunden finden? Welche technischen Alternativen gibt es, welche Kaufmännischen? Auch der Blick über die aktuell gültigen Gesetze hinaus ist nötig, wenn man die mittelfristige Entwicklung der Klima- und geopolitischen Lage aus unternehmerischer Sicht betrachtet. Viel zu lange wurde politisch eine Entwicklung ignoriert, die uns noch vielfältige und tiefgreifende Veränderungen abverlangen wird. Es wird deutlich, das nur wirklich nachhaltige Konzepte langfristig Bestand haben können, die nicht auf die Entnahme fossiler Ressourcen gestützt sind. Und so wurde auch dieses Netz schon auf den möglichen späteren Einsatz von Wärmepumpen hin konzipiert, dezentrale Speicher und niedrige Temperaturen gehören ebenso dazu wie ein entsprechendes Steuerungssystem. Für den aktuellen Betrieb gibt es redundante Gaskessel, die auch CO2-neutral mit Biomethan befeuert werden können. Außerdem ermöglichen strenge wettbewerbliche Kriterien bei der Preisbildung auch ohne Anschluss- und Benutzungszwang einen nachhaltigen Kundenzuwachs.

Hausstationen mit dezentralen Wärmespeichern in Bau.

Neue Disziplin: Der „Abwärme Vertrieb“

Die konsequente Nutzung von Abwärme kann auch für Vertriebe zu einer neuen Disziplin werden. Denn auch in bestehende Netze kann Wärme eingespeist und genutzt werden. Entsprechende Simulationen und Untersuchungen haben wir bereits an anderer Stelle im Stadtgebiet Herne durchgeführt. Hierfür ist es jedoch erforderlich, sich von der bisherigen „Downstream-Denkweise“ der klassischen Wärmeversorgung (Von der Wärmequelle des Versorgers zur Wärmesenke des Kunden) zu lösen. So kann ein Netz zu einer „Wärmedrehscheibe“ werden, die bei optimierten Hausstationen eine energieeffiziente Wärmeverteilung ermöglicht.

Abwärme sollte so gesehen nicht länger als Abfall betrachtet werden, sondern eher als Rohstoff, der mindestens als „Fuel-Saver“ rohstoffsenkend in ein Konzept eingebunden werden kann. Zudem bietet die Entwicklung von effizienten Wärmenetzen eine Alternative zu bestehenden Gasnetzen, die zumindest für die niederkalorische Wärmebereitstellung in Wohngebäuden in Zukunft rasch an Bedeutung verlieren werden.


Hohe Nachfrage

Für das neue Wärmenetz in Herne gibt es dank einer attraktiven und wettbewerbsfähigen Angebotskonzeption täglich neue Anfragen von Anliegern. Noch steht genügend Kapazität zur Verfügung, um möglichst viele Menschen in den Genuss der grünen Fernwärme kommen zu lassen. Außerdem werden die Potentiale für weitere, vergleichbare Projekte geprüft und auf ihre Umsetzbarkeit unter den neuen Randbedingungen bewertet.


Wenn Sie Unterstützung für eine strategische Planung benötigen oder einen Partner für die pragmatische Umsetzung suchen, nehmen Sie gerne Kontakt auf.

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Fernwärme
von Christoph Langel 2. September 2022
Zu unsicher, zu teuer - das lohnt sich nicht: so klingt ein häufiges Fazit, wenn es um die Nutzung von Abwärme geht. Ob als Nebenprodukt der Stromerzeugung oder notwendige Rückkühlung...
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